Die Gildeknaben im Jahre 2023

Es ist schon fast eine Last mehr als50 Jahre mit dem Wort „Knaben“ im Zugnamen aktiv am  Neusser Schützenfest teilzunehmen, weil ja im Laufe der Zeit das Knabenhafte in verschiedene Richtungen von dannen gezogen ist und man ja eigentlich auch nicht mehr als Knabe bezeichnet werden möchte.

Gegründet wurde unser Zug im November 1969 von 18 ehemaligen Oberprimaner des heute nicht mehr existierenden Theodor-Schwann Gymnasiums. Als Knaben der 68ziger wurde aufs heftigste diskutiert und debattiert und man konnte sich an einem Abend nicht einig werden und musste ein zweites Mal zusammen kommen, um sich dann auf eine Satzung und einen Zugnamen festzulegen. Bei der Namensgebung  stand der 2007 verstorbene Josef Lange (ehemaliger Stadtarchivar und Ehrenmitglied des Neusser-Bürger-Schützenvereins) hilfreich Pate.

In den ersten 5 Jahren des Zuges ging es, vorsichtig ausgedrückt, etwas stürmisch zu. Zugversammlungen endeten nicht selten erst dann, wenn der Wirt Feierabend machen wollte und alle raus schmiss. Solche Kernfragen, wie z. B. ob die Strafe für unentschuldigtes Fehlen bei 0,20 oder 0,25 DM liegen sollte oder ob man über Schützenfest ein kurzärmliges Hemd tragen darf, konnten den Zug mehrere Versammlungen lang beschäftigen und sogar zu spontanen Austritten aus demselben führen.

Deshalb verwundert es nicht weiter, dass die Gildeknaben von der Gründung am 01.11.69 bis zum 31.12.74 insgesamt 39 Zugmitglieder und Gastmarschierer in ihren Reihen hatten und trotzdem immer nur so gerade die Sollstärke erreichten. Zu dem Zeitpunkt hatten auch alle Gründungsmitglieder den Zug wieder verlassen. Allerdings sind von denen die zwischen 1970 und 1974 Mitglieder wurden immer noch 6 Mann dabei und in den nächsten Jahren hat sich der Zug dann Schritt für Schritt stabilisiert. Großer Dank hierfür gebührt dem damaligen Oberleutnant Reinhold Mohr, der heute immer noch im Zug aktiv ist, denn ohne sein Engagement, seinen bei der Bundeswehr erworbenen Führungsqualitäten und seinem Talent neue Zugmitglieder zu rekrutieren, hätten die Gildeknaben die ersten Jahre kaum überstanden. Der größte Teil der heutigen 17 Gildeknaben sind zwischen 1970 und 1980 Zugmitglieder geworden und bilden damit das Gerüst des Zuges. Aber auch die nachfolgenden OLTs Rolf Schittenhelm und Jakob Beyen haben sich, wie man so schön sagt, um den Zug verdient gemacht und wesentlich dazu beigetragen, dass es 2019 ein 50jähriges Jubiläum gab. Ab November 2008 übernahm Friedhelm Thissen die Position als Oberleutnant und 2021 von Jan Rustige abgelöst.

In den 5 Jahrzehnten hat es natürlich eine Menge Ereignisse gegeben, die den Zusammenhalt geprägt haben: Zugausflüge, Fußballturniere, Kegeln, Schießen, viele Feiern anlässlich von Hochzeiten und Kindergeburten, zu Silvester, Geburtstagen und auch einfach mal so. Aber auch traurige Ereignisse gehören dazu und deshalb sollte auch an dieser Stelle an unsere Zugmitglieder Peter Blinken,  Edmund Gilges, Dr. Christian Frommert, Heino Meier und Dieter Borchert erinnert werden, die leider viel zu früh gestorben sind. Ebenfalls soll an dieser Stelle auch unser Ehrenmitglied Jakob Mohr erwähnt werden, der vor allem in den Anfangsjahren viel für unseren Zug getan hat und der 2007 verstorben ist.

Im Laufe ihrer Zuggeschichte haben die Gildeknaben mit Heinz Odenthal 1989/1990 den Gildekönige gestellt, Friedhelm Thissen war einige Jahre im Vorstand als 2. Vorsitzender und Schatzmeister aktiv (ganz nebenbei war er auch einmal als Vertretung des Adjutanten in vorderster Reihe dabei) und Jakob Beyen war viele Jahre Geschäftsführer im Vorstand der Gilde und ist heute Ehrenmitglied.  Jan Rustige war von 2009 bis 2021 Schriftführer der Gilde, Reinhold Mohr ist seit einigen Jahren der Chefredakteur der Korpszeitschrift GiGa und Helmut Thoennessen kümmert sich um das Archiv der Gilde.

Ein wesentlicher Bestandteil des Zuges sind natürlich unsere Frauen, die bei den Gildeknaben nicht unter Nüsser Röskes laufen, sondern als Pink Ladies bekannt und geschätzt sind. Ohne unsere Frauen und deren Unterstützung kann man sich in unserem Alter kaum noch auf das Abenteuer Neusser  Schützenfest einlassen.

Heute liegt das durchschnittliche Alter der Gildeknaben bei rund 70 Jahren und das nur weil uns vier "junge" Burschen den Schnitt versauen, denn ohne die 4 lägen wir noch höher. Unser ältestes Mitglied wurde im Jubiläumsjahr 80 Jahre alt, einige haben die 70 schon geschafft oder werden es in Kürze und der Rest hat die 60  schon locker erreicht oder marschiert nun auf die 70zig zu. Zwei  Gildeknaben haben noch eine 4 davor. einer eine 3 und einer hat die zwanzig noch vor sich. Da aber heute erwiesenermaßen die Rentner oft fitter und lebensbejahender sind als all die Jungspunde, hoffen wir, dass sich die glatzköpfige oder grauhaarige und teilweise etwas vollschlanke Rentnerband (obwohl: ein paar Gildeknaben gehen tatsächlich noch arbeiten) noch einige Jahre gegenseitig über den Markt helfen wird. Vor den Tagen weiß man in unserem Alter, dass es anstrengend wird,  nach den Tagen fühlt man ganz genau wie anstrengend es tatsächlich war, aber während der Tage gibt das Trömmelchen den Takt an und alle Wehwehchen sind vergessen.      

In dem Sinne hoffen wir, dass wir gesund bleiben und gemeinsam noch viele schöne Stunden miteinander verbringen können.                                                                                                                                                                                                                                                                  

 

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